Tatas Unterwelt


Im Süden ist Autfoß zu erkennen. Ein einsamer Mann strebt auf das Nordtor zu. Seit er die Stadt vor einigen Tagen verlassen hatte, sind drei Menschen durch sein Schwert gestorben. Nun möchte er seinen Lohn abholen.


Kashka: "Hier sind die restlichen Münzen für den Auftrag. Was ist mit Broso geschehen?"

Engibi: "Es gab einen tragischen Zwischenfall. Er starb bei einem Überfall von Dieben aus Naltie, die den Tod von Dalf rächen wollten."

Kashka: "Tragisch, in der Tat. Glücklicherweise gibt es eine andere Vertrauensperson, die uns bestätigen kann, daß Dalf tatsächlich umgekommen ist. Ich werde mit den Dieben sprechen, ob es einen weiteren Auftrag für dich gibt."

[Später treffen sich die beiden wieder. Kashka ist verkleidet.]

Kashka: "Die Diebe trugen mir eine intersessante Aufgabe für dich zu. Du sollst dich bereithalten, Irisi Flimsi zu töten."

Engibi: "Jetzt?"

Kashka: "Nein, nicht jetzt, aber in den höheren Kreisen der Diebesgilde befürchtet man, daß dieser Seher sich zusehr in ihre Angelegenheiten mischt. Sollte das geschehen, dann solltest du ihn töten."

Engibi: "Sehr weitsichtig."

Kashka: "In der Tat. Du erhältst jetzt schon eine Anzahlung. Erinnere dich stets daran, daß du der Autfoßer Diebesgilde noch etwas schuldig bist. Es kann lange dauern, bis dieser Auftrag zum tragen kommt."

Engibi: "Nun gut, wir werden sehen."

Kashka: "Wenn es aktuell wird, soll alleine das Wort "Wapoß" ausreichen, damit du deinen Teil des Vertrages erfüllst."

Engibi: "Wapoß?"

Kashka: "Ja, und nun wünsche ich dir: auf Wiedersehen."

[Kashka Ab. Kayne ist in derselben Kneipe und hat einen guten Teil der Unterhaltung mitgehört. Kayne und Engibi treffen sich kurz darauf offen.]

Kayne: "Guten Tag, wie ich höre, seid ihr aus Ohdum wie auch ich."

Engibi: "Es ist schön, jemand aus der Heimat zu treffen. Wie steht es so zuhause?"

Kayne: "Naja, wie immer siegen die Bakehs."

Engibi: "Heh?"

Kayne: "Der Salzsee ist so gut wie unser."

Engibi: "Ich glaube, wir kommen aus verschiedenen Teilen Ohdums. Sind Bakehs diese riesigen Schwerter, von denen du eines auf dem Rücken trägst?"

Kayne: "Ja. Wenn du sie nicht kennst, dann kommst du sicherlich aus einem anderen Teil Ohdums. Was machst du hier?"

Engibi: "Ich bin auf Abenteuersuche. Letztens stellte sich mir ein Typ in den Weg, der eine Streitaxt von der Größe eures Schwerts auf dem Rücken trug. Er ist jetzt tot."

Kayne: "Nicht schlecht. Du hast wahrscheinlich einen Rogetträger getötet, einen unserer Erzfeinde. Aber sie sind natürlich nicht so stark und widerstandsfähig wie wir."

Engibi: "Ich laufe auch nicht herum und töte nur Leute aus der Heimat. Tatsächlich bin ich eher ein Abenteurertourist."

Kayne: "Mir geht es ähnlich. Vor kurzem war ich bei den Ketzerjägern, doch man wollte mich dort nicht haben. Vermutlich dachte man, ich wäre selber ein Ketzer. Daraus wurde nichts. Hast du eine Idee, was man tun könnte?"

Engibi: "Nun, durch einen Zufall kam ich in den Besitz einer Schatzkarte. Wir könnten der Sache auf den Grund gehen, wenn du willst."

Kayne: "Natürlich. Wann geht es los?"

Engibi: "Ich muß noch eine Kleinigkeit erledigen. Morgen früh treffen wir uns wieder hier."

[Gesagt, getan. Man trifft auf eine Frau, die die beiden anspricht.]

Frau: "Ihr scheint mir zwei hilfsbereite Zeitgenossen zu sein. Ihr seid ein starker Mann, und ich brauche einen Ehemann. In dem Geschäft, in dem ich tätig bin, verhandelt man nämlich nur mit Männern. Aus diesem Grund brauche ich einen Mann, der diese Rolle übernimmt. Seid ihr bereit?"

Kayne: "So direkt gefragt, äh, vielleicht. Welchen anderen ehelichen Pflichten soll ich noch nachkommen?"

Frau: "Ich heisse Pilfa und ihr braucht keine weiteren Pflichten zu übernehmen. Allerdings dachte ich daran, euch zu bezahlen. Allerdings nicht in Naturalien."

Kayne: "Wer könnte die Aufforderung zur Hilfe einer hübschen Frau auschlagen."

Pilfa: "Nun denn. Wir müssen per Boot drei Dörfer nach Norden fahren. Dort treffen wir auf einen Händler, der mir Tabak abkaufen soll. Bis jetzt hat dies immer mein Onkel übernommen. Momentan ist er aber anderweitig beschäftigt, so daß ich auf andere männliche Begleitung angewiesen bin."

Engibi: "Danke! Kayne, wir haben noch etwas anderes vor."

Kayne: "Das liegt aber auf dem Weg. Komm mit, Engibi!"

Pilfa: "Auch du kannst mit an Bord. Vielleicht willst du noch die Flußschiffahrt erlernen?"

[Die drei fahren den Gelbfluß nach Norden zu dem besagten Dorf. Dort verkauft man den Tabak zur Zufriedenheit Pilfas.]

Pilfa: "Es hat mich gefreut, eure Bekanntschaft zu machen."

Kayne: "Auch uns hat es gefreut. Ich fühle mich geehrt, dir geholfen zu haben. Es würde mich freuen, wenn wir uns wiedersehen könnten. Als Erinnerung behalte diese Kette von mir."

Pilfa: "Oh, vielen Dank. Ich werde gut auf sie aufpassen. Ich bin mir sicher, daß wir wieder voneinander hören werden."

[Ein letztes Lebewohl und Kayne und Engibi sind unterwegs im Zauberwald.]

Engibi: "Hier in der Nähe muß es irgendwo sein."

Kayne: "Zeig' doch mal die Karte her ... Hier geht es lang."

[Später.]

Engibi: "Das war wohl nichts. Aber dort hinten vielleicht."

[Schließlich findet man die gesuchte Stelle.]

Engibi: "Hier ist der Wall. Jetzt müssen wir die Bärenhöhle finden, um dann unter den Waldboden zu kommen."

Kayne: "Bääär! Wo bist du?"

Engibi: "Bist du wahnsinnig? So kommt nicht nur der Bär, sondern auch noch alles mögliche andere Getier. Und ich wage es zu bezweifeln, daß du es mit einem Bären aufnehmen willst."

Kayne: "Ein Bakehträger ist niemals feige, komme, was da wolle!"

Engibi: "Aber manchmal ist ein Bakehträger vielleicht dumm? Außerdem suchen wir eine Bärenhöhle und nicht einen Bären. Der ist bestimmt schon längst verschwunden."

[Nach einer Weile finden sie die Höhle und die Stufen, die hinab führen. Einige Fledermäuse, die nicht ganz ungefährlich sind, stören den Abstieg. Schließlich sieht man unterirdisch einen See, der die beiden von einem Turm trennt.]

Kayne: "Ziemlich groß hier. Das ist unser Ziel, oder? Los, schwimmen wir hinüber."

[Schwimmend.]

Engibi: "übrigens solltest du dich beeilen, hier gibt dem Plan nach zu urteilen, eine Krake."

[Schneller schwimmend. Man ist beim Turm.]

Kayne: "Hättest du das nicht früher sagen können?"

Engibi: "Ja."

Kayne(ärgerlich): "Gibt es noch mehr Überraschungen? Zeige mir die Karte!"

[Auf der Karte sind ein paar Untote aufgezeichnet. Man beseitigt diese, da sie tatsächlich hier sind. Die Untersuchung des Turms bringt nichts zu Tage.]

Kayne: "Schöne Schatzsuche. Alles ist gehoben."

Engibi: "Wenn jemand eine Schatzkarte aufhebt, ohne den Schatz zu heben, wäre er ziemlich blöd."

Kayne: "Und jemand, der eine Schatzkarte ein zweites Mal benutzt, wäre noch blöder."

Engibi: "Was mich aber erstaunt, ist dieser Hinweis auf Tikis Zauberring, den unser Vorgänger nicht finden konnten. Wir werden vielleicht später nochmal herkommen, wenn wir mehr darüber wissen."

Kayne: "Und jemand, der eine Schatzkarte ein drittes Mal benutzt, wäre absolut saublöd."

[Alle Ab. In Autfoß verlassen Chem, Kyra und Lins die Stadt auf dem Weg zum Zauberwald.]

Chem: "Endlich kommen wir dazu, Na-a-ans Box zu suchen."

Lins: "Es ist aber ein Zufall, daß uns die Magiergilde von diesem Alchemisten erzählt hat, der in der Nähe von Wubrinch ein Haus hat. Er hat damals Na-a-an seine Box abgenommen."

Chem: "Na-a-an meinte, sie sei verkauft worden."

Lins: "Nachdem er sie selber nicht mehr hat öffnen können. Diese Gnome sind verrückt."

Kyra: "Gnome gibt es nur im Märchen!"

Lins: "Wir waren doch da!"

Kyra: "Quatsch, Märchen für kleine Kinder!"

Lins: "Chem?"

Chem: "Laß sie doch. Vielleicht gibt es tatsächlich keine Gnome. Der Typ war vielleicht ein Kind, das seltsame Spiele trieb. Und Na-a-an hast alleine du gesehen."

Kyra: "Genau!"

Lins: "Wenn ihr es nicht glaubt; er hat mir die Geschichte selbst erzählt. Wenn wir bei Marigani, dem Alchemisten, die Box finden, glaubt ihr mir dann?"

Kyra: "Das die Box dort ist, ja. Das Gnommärchen, nein."

[Später in Wubrinch.]

Lins: "Guten Tag, mein Herr. Kennt ihr einen Herren Marigani, der hier wohnen soll?"

Einwohner: "Ja."

Lins: "Wo wohnt er, bitte?"

Einwohner: "Sage ich nicht!"

Lins: "Warum das nicht?"

Einwohner: "Darum nicht!"

Lins: "Heh?"

Kyra: "Fragen wir diese Frau. Frauen sind sowieso immer vernünftiger. Meine werte Dame: wo können wir Marigani finden?"

Einwohnerin: "Geht euch gar nichts an."

[Alle anderen Einwohner verhalten sich ähnlich schroff. Manche rennen schon gleich bei Annäherung davon. Schließlich findet man das Haus des Alchemisten. Es ist niemand zuhause.]

Lins: "Dann müssen wir ohne Marigani versuchen, die Box zu öffnen."

Chem: "Dazu müssen wir aber einbrechen. Das ist nicht gut, vor allem bei den vielen Einwohnern."

Lins: "Diese Einwohner sind sowieso verrückt. Denen ist wahrscheinlich alles egal."

[Man bricht ein. Am Eingang wartet ein Wächter.]

Wächter: "Marigani ist gerade beschäftigt!"

Lins: "Oh, äh, warum habt ihr nicht geantwortet, als wir klopften?"

Wächter(laut): "Marigani ist gerade beschäftigt!!"

[Man verläßt das Haus und kommt später wieder. Die Tür steht immer noch offen.]

Lins: "Wie geht es Marigani?"

Wächter: "Marigani ist gerade beschäftigt!"

Lins: "Kannst du etwas anderes sagen?"

Wächter(laut): "Marigani ist gerade beschäftigt!!"

Kyra: "Das ist eine Illusion. Marigani ist nicht hier. Laßt uns das Haus durchsuchen."

Wächter: "Marigani ist gerade beschäftigt!"

[Eine Durchsuchung des Hauses fördert einigen Kleinkram zutage. Insbesondere Na-a-ans Box wird gefunden. Nach einigen Mühen und etwas Zauberei gelingt es, die Box zu öffnen. Darin befindet sich ein durchsichtiger Halbreif aus blauem Glas. Wie die restliche Beute wird er auch verstaut. Alle Ab.]


Daß Kayne Teile der geheimen Unterhaltung zwischen Kashka und Engibi belauscht hat, wird noch zum vorzeitigen Tod eines SCs führen. Der "blaue Regenbogen" wird später ebenfalls zu Ehren kommen. Einige Anstrengungen werden seinetwegen unternommen.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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