Der heimliche Sorcerer


In einer Kneipe neben der Hauptstraße in Autfoß sitzen zwei Gestalten und sippen mißmutig an einem Bier. Ihre Blicke wenden sich des öfteren zur Tür, als erwarteten sie eine oder mehrere Personen.


Irisi: "Es ist ein Mist, daß sich die Anderen von uns getrennt haben. Diese Kneipe direkt an der Stelle, wo wir uns verloren haben, sollte nicht so schwer zu übersehen sein. Warum kommen sie nicht?"

Erbs: "Ich habe meinen Bruder schon längst erwartet. Normalerweise verpassen wir uns nie."

Irisi: "Lange werde ich nicht mehr warten. Sieh doch, dort der Mann, er kommt zu uns herüber."

Fremder: "Darf ich mich zu euch setzen? Ihr seht nach Abenteurern aus, die auf dem Trockenen sitzen."

Irisi: "Setzt euch und nennt euren Namen. Wir sind Erbs und Irisi."

Fremder: "Ich bin Klamiri. Ich bin von Beruf Glasbläser und habe vor einiger Zeit eine magische Glastaube geschaffen. Diese ist mir gestohlen worden. Durch mühevolle Recherchen habe ich erfahren, daß die Glastaube in Midnalt bei der Diebesgilde ist."

Irisi: "Aha, wir sollen sie dort herausholen."

Klamiri: Genau. Ihr werdet reich belohnt werden. Nicht mit Geld sondern mit Erfahrung."

Erbs: "Äh? Soll daß heißen, wir sollen das umsonst machen?"

Klamiri: "Nein, die Erfahrung, die ihr machen werdet, gehen über das normale Maß weit hinaus."

Irisi: "Woher wissen wir, daß ihr ehrlich und der rechtmäßige Besitzer seid?"

Klamiri: "Das ist schwer zu beweisen. Aber wenn die Diebesgilde diese Glastaube hat, dann wird sie sie kaum selber geblasen haben."

[Klamiri zeigt ein paar seiner Werke. Da man nichts anderes zu tun hat, willigt man ein.]

Irisi: "Wo treffen wir uns wieder?"

Klamiri: "Wenn ihr die Glastaube wiedererlangt, dann treffen wir uns in Messit. Dort wird es ein Haus geben, in dem das Belgemturnier abgehalten wird. Hier werdet ihr mich finden."

Erbs: "Was ist denn besonderes an der Taube?"

Klamiri: "Das kann ich euch nicht sagen. Aber sie darf nicht in die falschen Hände kommen, das ist gewiß."

[Am nächsten Morgen ziehen die beiden Abenteurer nach Norden. Unterwegs holen sie einen Händler mit Karawane ein.]

Irisi: "Werter Händler. Ihr seid ohne viel Schutz unterwegs."

Händler: "Die Strecke ist sicher."

Irisi: "Man kann nie wissen! Für wenig Geld können wir euch erheblichen Schutz bieten."

Händler: "Ich bezahle euch erst, wenn ihr eure Fähigkeiten unter Beweis gestellt habt."

Irisi: "Aber die potentiellen Angreifer nehmen schon vorher Reißaus, wenn sie uns sehen. Das sollte honoriert werden."

Händler: "Kommt nicht in Frage."

[Unbezahlt setzt man die Reise fort. Unterwegs treffen Erbs und Irisi einen etwas verwirrten Fremden.]

Erbs: "Guten Tag! Wir sind Irisi und Erbs, beide unterwegs mit dem Händler Neibell."

Fremder: "Ich heiße Xnimur. Nehmt euch in Acht vor Dämonen!"

Erbs: "Aber die gibt es weit und breit nicht!?"

Xnimur: "Das kann man nie wissen! Nehmt euch in Acht. Habt ihr Spiegel?"

Irisi: "Wozu Spiegel?"

Xnimur: "Die sind gut gegen Dämonen. Ich brauche unbedingt Spiegel."

Irisi: "Dann kommt mit nach Messit. Dort gibt es viele Spiegel."

[Irisi bekommt magisch heraus, daß Xnimur sehr mächtig ist. Später unterwegs. Irisi und Xnimur alleine.]

Irisi: "Hört, um Spiegel zu kaufen, braucht ihr Geld. Geld bekommt man aber nur für Leistung. Wir wollen dem Händler zeigen, daß wir gute Wächter sind. Könnt ihr einige Orks herzaubern, die wir dann besiegen können? Dann erhalten wir alle Geld dafür. Und können uns viele Spiegel kaufen."

Xnimur: "Gut!"

[Unterwegs. Plötzlich tauchen 10 Oger auf der Straße auf. Alle reguläre Wachen nehmen Reißaus.]

Irisi(leise): "Warst du das, Xnimur?"

Xnimur: "Ja. Was gibt's?"

Irisi(leise): "Das sollten Orks sein, nicht Oger!"

Xnimur: "Wo ist der Unterschied?"

Irisi(leise): "Kannst du sie auch wieder beseitigen?"

Xnimur: "Wenn du meinst. Aber die Spiegel gibt es trotzdem?"

Irisi: "Ja!"

[Von den 10 Ogers verschwinden 8 so schnell, wie sie gekommen waren. Die letzten beiden besiegt man mit vereinten Kräften.]

Neibell: "Ich bin euch zu tiefstem Dank verpflichtet. Ein jeder nehme eine Goldmünze für seine Dienste."

Xnimur: "Kriege ich jetzt Spiegel?"

Erbs: "In Messit. Bis dahin bleibe aber ruhig. Bitte!"

[Später in Messit. Das Belgemturnier beginnt. Irisi nimmt daran teil und kommt eine Runde weiter. Danach scheidet er aus. Derweil kursiert die Nachricht, daß ein seltsamer Kauz sämtliche Spiegel aus einem Juwelierladen kaufte. Danach ließ er 10 Orks vor dem Laden erscheinen und ließ sie einen Moment später wieder verschwinden, nur um daraufhin in den Laden zu stürmen und zu fragen: "Kann ich jetzt noch mehr Spiegel haben?". Später wird dieser Exzentriker das Belgemturnier gewinnen, doch inzwischen machen sich Erbs und Irisi auf nach Midnaltie. Als erstes akklimatisiert man sich an das Nachtleben. Dort in einer Kneipe.]

Irisi: "Wir hätten gerne etwas gekauft."

Wirt: "Dann geht auf den Markt in der Nordstraße."

Irisi: "Was wir wollen, ist nichts, was man auf dem Markt kauft."

Wirt: "Dann fragt den Herrn dort drüben. Der betreibt solche Geschäfte."

Erbs: "Guten Tag. Man sagte uns, daß sie für Geschäfte seltener Natur zuständig sind."

Herr: "Kann man nicht sagen. Ich bin eine Art Vermittler ungewöhnlicher Dienste, Käufe und Verkäufe."

Irisi: "Dann vermittelt doch bitte, daß wir an einer Glastaube interessiert sind."

Erbs: "Es ist eine magische, von der wir hörten, sie sei hier in Naltie."

Herr: "Mal sehen. Seid morgen Mittags wieder hier."

[Ein ereignisloser Tag in Midnaltie. Man schüttelt einen Verfolger ab. Erbs unterhält sich mit einem gestellten Taschendieb.]

Erbs: "Zur Strafe sagst du mir, wer eine gestohlene, magische Glastaube in dieser Stadt beistzen würde."

Dieb: "Wenn jemand, dann der heimliche Sorcerer."

Erbs: "Wer ist das?"

Dieb: "Der heimliche Sorcerer ist Hush Hush Bil, er wohnt außerhalb der Stadt."

Erbs: "Warum heißt er der heimliche Sorcerer?"

Dieb: "Weil er alles heimlich macht. Niemand kommt zu ihm."

Erbs: "Wieso sollte er diese Glastaube besitzen?"

Dieb: "Als Sorcerer hat er magische Gegenstände und als heimlicher dazu noch gestohlene und überhaupt... Laß mich endlich gehen!"

[Irisi trifft Y'Distai, der ihm aber nichts weiter sagt, außer daß Irisi nicht die Ereignisse seines eigenes Lebens vorhersagen könne. Später Irisi und Erbs gemeinsam wieder in der Kneipe.]

Herr: "Der Besitzer der Glastaube wird sie euch für 10 Goldlum verkaufen."

Irisi: "Wir treffen uns im Wald vor der Stadt. Seid dort mit der Taube, wir werden euch schon finden."

Herr: "Wenn ihr wollt. Bringt das Geld."

[Draußen im Wald präparieren Irisi und Erbs eine Falle.]

Irisi: "Das Ganze scheint einfacher zu laufen, als ich dachte."

Erbs: "Warten wir es ab."

Irisi: "Ich frage mich, was das Interesse an dieser Taube erregt."

Erbs: "Wenn wir sie haben, können wir sie untersuchen."

Irisi: "Warten wir es ab."

[Später kommt ein Bote der Diebesgilde, der die Taube überbringen soll. Da auch der Dieb nicht nur zum Austausch kam, gibt es Probleme und im Laufe des folgenden Kampfes wird der Dieb von Erbs getötet.]

Irisi: "Warum hast du ihn erschossen? Wir wollten doch keinen Ärger mit der Diebesgilde."

Erbs: "Woher soll ich wissen, daß er so empfindlich reagiert? Außerdem wollte er uns hereinlegen."

Irisi: "Das ist doch kein Grund, ihn zu töten. Jetzt haben wir richtigen Ärger mit der Gilde, wo wir vorher nur Unannehmlichkeiten hatten."

Erbs: "Es war ein Unfall und ist nicht rückgängig zu machen. Sehen wir uns seine Taube an."

[Man kann auch nach eingehender magischen Untersuchung keine Fehler erkennen und reist nach Messit. Klamiri ist unzufrieden, da es sich um eine Fälschung handelt, wie er leicht erkennt. Verdrossen ziehen Erbs und Irisi wieder gen Naltie.]

Erbs: "Also haben sie uns über's Ohr hauen wollen. Dann geschieht es ihnen recht, daß der Bote starb."

Irisi: "Na gut. Jetzt gibt es zwei Möglichkeiten. Erstens die Diebesgilde rückt die Taube nicht heraus, weil sie nicht will. Dann haben wir keine Chance, sie je zu bekommen. Die andere ist, daß sie sie garnicht besitzen. Wo könnte sie dann sein?"

Erbs: "Ich habe ein Gerücht gehört. Es sagt, daß der heimliche Sorcerer die Taube besitze. Er hat ein einsames Haus außerhalb der Stadt."

Irisi: "Etwas besseres fällt mir auch nicht ein. Zwei Magier planen einen Einbruch. Wenn das klappt, dann wird die ganze Diebeszunft bis auf die Knochen blamiert."

[Man bricht bei Hush Hush Bil ein. Man findet die Glastaube tatsächlich, befreit ein paar Gefangene, die mit Lady White Krishna (einer Heiligen) unterwegs waren. Jene ist selbst auch hier gefangen, aber sie kann nicht ohne viel Gefahr befreit werden, die Irisi und Erbs nicht auf sich nehmen wollen. Die Gefährten der Heiligen allerdings werden es später erfolgreich tun. Vorerst verlassen Irisi und Erbs das Anwesen, nicht ohne einige "Andenken" mitzunehmen und ein kleines Rücksscharmützel mit dem heimlichen Sorcerer und seinen Schergen auszutragen. Angeschlagen reisen die Beiden nach Messit, wo sie Klamiri treffen.]

Irisi: "Hier ist die Taube. Ist es diesmal die richtige?"

Klamiri: "Gib sie mir, ich werde es sehen."

[Klamiri erhält die Taube und zerbricht sie in tausend Teile.]

Klamiri: "Ja, das war die richtige."

Erbs & Irisi: "Heh?"

Klamiri: "Wundert euch nicht. Ihr habt euren Lohn verdient. Folgt mir."

[Alle Ab.]


Ogers sind etwa doppelt so groß und dreimal stärker als Orks. Die Karawane hatte sechs reguläre Wächter. Den Spielern war unbekannt, daß der Diebeskönig von Naltie identisch mit Hush Hush Bil ist. Die Bedeutung der Glastaube wurde nie ergründet.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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