Agentenspiele


Ein einsamer Mann stapft durch den Regen. An seinem Brustpanzer läuft das Wasser herab, doch er läßt sich nicht beirren. Sein Ziel ist mehrere Wochen entfernt, wenn er nicht in Oil ein Schiff auftreiben kann, das ihn schneller in die Tagis bringen wird. Er hat aus Gerüchten entnommen, daß Verse von Stitaur in der Tagis aufgetaucht seien. Er hatte einst Stitaur versprochen, sich ihrer anzunehmen, wenn es niemand anders täte. So brach er vor drei Tagen aus Mara auf. Dort hatte er nur einen Magier der alten Gruppe getroffen, alle anderen waren verschwunden. So verabschiedete er sich von ihm, da dieser ihm nicht zu folgen gedachte. In Birabo, einer Hafenstadt in Oil angekommen, geht er zum Hafen und spricht dort einen Kapitän an.


Feiache: "Guten Tag, kennt ihr jemanden, der von hier in die Tagis fährt?"

Kapitän: "Nein."

Feiache: "Danke, dann werde ich noch etwas weiter suchen."

Kapitän: "Das würde ich nicht machen."

Feiache: "Warum?"

Kapitän: "Weil es keiner tut. Wenn sie in die Tagis wollen, müssen sie aus Wan fahren."

Feiache: "Das liegt aber zwei bis drei Tage hinter mir! Gibt es keine andere Möglichkeit?"

Kapitän: "Doch."

Feiache: "Und die wäre?"

Kapitän: "Für drei Dukaten werde ich sie nach Osten fahren."

Feiache: "Einverstanden, wenn wir sofort fahren!"

[Der Kapitän nimmt sein Fischerboot und fährt Feiache nach Osten. Da er von Westen kommt, trifft er nach einigen Zwischenfällen auf die TLF, die ihn ähnlich wie die Frauen behandelt. Feiache Ab. In Mara.]

Temujin: "Wer will mich sprechen?"

Lakai: "Eine Cousine von euch, Herr."

Temujin: "Wie soll ich die Pläne für die Akademie ausarbeiten, wenn ich ständig gestört werde. Herein!"

Cousine: "Hallo, Temujin. Ich komme aus der Mongolei und will dir von deinem Cousin Ukatjin berichten. Vor nicht allzu langer Zeit kamen drei Frauen daher. Sie sagten, sie seien aus der Tagis und suchten den Herrn der Kette, der ein Mongole sein solle. Es ging um eine alte Prophezeiung Stitaurs. Da niemand auf diese Beschreibung paßte, maßte sich Ukatjin an, dieser Herr zu sein. Nach reiflicher Überlegung aber bin ich zur Überzeugung gekommen, daß du gemeint sein müßtest."

Temujin: "Erzähle mir mehr."

Cousine: "Viel mehr gibt es nicht zu erzählen. Nachdem die Fremden niemand anders gefunden hatten als Ukatjin, zogen sie mit ihm davon. In der Prophezeiung ging es um den Sieg über einen gewissen Drachenreiter, der in der schwarzen Horde prominent war."

Temujin: "Das hört sich interessant an. Leider habe ich die Kette, äh, verloren."

Cousine: "Mach, was du willst, ich habe es dir nur gesagt."

Temujin: "Vielen Dank. Ich werde darüber nachdenken."

[Temujin klärt ein paar Dinge ab, ehe er geht. Schließlich hatte er in der Magiergilde von Mara zu arbeiten angefangen. Unterwegs in der Wildnis der Tagis. Temujin ist unsichtbar. Ihn bringt vor allem ein Name dazu, Mara zu verlassen: Jömurn.]

Fremder: "Hey, ihr dort, ich habe euch gesehen, ihr braucht euch nicht zu verstecken. Wer seid ihr?"

Temujin: "Wer fragt mich das?"

Fremder: "Ich stelle hier die Fragen. Ihr seid im Gebiet der TLF und habt euch zu erkennen geben."

Temujin(wird sichtbar): "Ich habe nicht gewußt, daß du Patrouillendienste für fremde Nationen durchführst, Ukatjin."

Ukatjin: "Mensch, Temujin! Wir haben uns seit Jahren nicht mehr gesehen. Wie ist es dir ergangen und was machst du hier?"

[Wiedersehensfreuden.]

Ukatjin: "Ich schlage dir vor, zur TLF zu kommen, die können hier jemanden deines Schlages gebrauchen. Alte Dämonen der schwarzen Horde treiben wieder ihr Unwesen."

Temujin: "Gerüchte im Westen sprechen auch von einem gewissen Jömurn!"

Ukatjin: "Davon habe ich gehört. Komm mit, Talga-ihed weiß bestimmt mehr. Er ist der Anführer der TLF."

[Bei der TLF.]

Talga-ihed: "Seid willkommen. Sagt, seid ihr nicht ein mächtiger Mongolenmagier?"

Temujin: "Sie schmeicheln mir, aber das könnte man so sagen."

Talga-ihed: "Eine alte Prophezeiung besagt, daß ein Mongolenmagier eine Botschaft hier finden wird, die hier und doch nicht hier ist. Versteht ihr das?"

Temujin: "Nun, ich denke schon."

[Temujin verschwindet mit einem Zauber auf die Ätherebene und kehrt mit einer Schrift zurück, auf der ein Vers Stitaurs steht.]

Temujin: "Meint ihr dieses hier?"

Talga-ihed: "Wir kennen diesen Vers nicht, aber ihr seid der Vorhergesagte. Ihr werdet Jömurn, den Drachenreiter besiegen."

[Zur selben Zeit erscheint Lins, der die lange Reise zur TLF endlich beendet hat.]

Lins: "Hallo!"

Talga-ihed: "Ich habe euch erwartet. Die Vernichtung Jömurns kann erst geschehen, wenn der Engel befreit ist, der für diese Aufgabe bestimmt ist. Dies liegt momentan nicht in unseren Händen, wie Lesim-aba zu berichten wußte. Doch ihr braucht nicht hier zu warten. In Tsah gibt es einige Dinge zu klären. Dazu ist ein Kämpfer ausgesandt worden, der die besten Fähigkeiten dafür mitbringt. Unterstützt ihn! Geht nach Tsah und dort zu Selir."

[Man geht nach Tsah, geführt von Lesim-aba. Unterwegs.]

Lins: "Wie alt seid ihr, Lesim-aba."

Lesim-aba: "24 Jahre, warum fragt ihr?"

Lins: "Dann könnt ihr euch sicher noch an den Krieg mit der schwarzen Horde erinnern."

Lesim-aba: "Nein."

Lins: "Aber dieser war doch erst 15 Jahre her, wenn ich das richtig mitbekommen habe!"

Lesim-aba: "Na und?"

Lins: "Heh?"

Lesim-aba: "Das Lebensalter muß doch nicht mit der Echtzeit übereinstimmen, oder?"

Lins: "Bei mir schon. Wie kann denn das divergieren? Ist in euren Landen die Uhr zu schnell gelaufen?"

Lesim-aba: "Wieso sollte es denn gleich sein, was meint ihr?"

Temujin: "Entschuldigung! Sagt, können wir alle uns nicht duzen?"

Lins: "Kein Problem."

Temujin: "Aber du, Lins, kommst nicht von hier. Dein Dialekt zeigt mir jedenfalls an, daß du nicht von hier bist. Ich denke sogar, du kommst nicht von diesem Kontinent."

Lins: "Das ist richtig, ich komme aus Euridien und war längere Zeit in Novelien."

Temujin: "Du mußt wissen, auch ich bin kein Eingeborener. Ich wurde damals wie der Rest meines Volkes von der schwarzen Horde hierher getrieben."

Lins: "Aber du lebst doch länger schon hier, oder? Was ich nicht verstehe, ist die Altersstruktur dieser Leute, wie du gerade bemerkt hast. Einige sind älter als 20 Jahre und behaupten, den Krieg nicht miterlebt zu haben. Dabei ist dieser keine 10 Jahre her. Kannst du mir das erklären?"

Temujin: "Mir ist das auch ein Geheimnis. Im Westen des Kontinents leben noch viele, die den Krieg miterlebt haben. Was hier los ist, weiß ich nicht."

Lins: "Das erscheint mir höchst seltsam, aber die Leute hier erscheinen mir trotzdem glaubwürdig. Ich habe ähnliche Resultate auch bei einfachen Leuten erhalten. Ich schob es ihrer Einfältigkeit zu. Seltsam!"

[Später in Tsah.]

Feiache: "Temujin, du hier? Ich dachte, du seist in Mara unabkömmlich."

Temujin: "Hier hat man mich dringender benötigt, anscheinend reicht ihnen die Präsenz eines Heiligen nicht aus."

Lins: "Ihr kennt euch?"

Temujin: "Leider."

Feiache: "Tu doch nicht so. Du bist aus lauter Sehnsucht nach mir hierher gekommen."

Temujin: "So wird's sein. Was machst du hier? Die TLF hat uns gesagt, wir sollen dich unterstützen."

Feiache: "Also wenn ich alles richtig mitbekommen habe, soll ich als Agent der TLF mich als Kämpfer bei den Agenten des Drachenreiters bewerben, denn diese suchen einen. Und dann sehen wir weiter."

Temujin: "Dann mach mal, wir werden uns vorerst ein bißchen mit der Stadt vetraut machen."

[Feiache bewirbt sich, Temujin geht in die Bücherei und Lins sucht einen Magier, der ihm Zauber verkauft.]

Lins: "Guten Tag, Herr. Man hat mir euren Namen genannt, als ich nach einem Magier fragte, der mir Zauber verkaufen könne."

Abaal-abrol: "Das kann sein, aber für Geld verkaufe ich keine Zaubersprüche. Was könnt ihr mir im Gegenzug stattdessen anbieten?"

[Man vergleicht Zaubersprüche, aber Lins hat nichts anzubieten.]

Abaal-abrol: "Nun, wenn es auf diese Weise nicht geht, dan habe ich eine andere Möglichkeit für euch. Vor einigen Tagen wurde die Tochter meines Bruders ermordet. Der Mörder ist immer noch auf freiem Fuß. Ein paar Frauen, die ebenfalls wie ihr von anderen Kontinenten kamen, sind unterwegs einem Verdächtigen zu folgen, aber ich habe das Gefühl, dieser Verdächtige hat mit dem Mord nichts zu tun."

Lins: "Heißen diese Frauen etwa Chem und Kyra."

Abaal-abrol: "Das kann durchaus sein. Ich glaube, das ist richtig."

Lins: "Nehmen sie sich bloß vor diesen Sirenen in Acht! Haben sie schon einmal überlegt, ob die beiden es nicht gewesen sein könnten?"

Abaal-abrol: "Hmm, ich werde mal darüber nachdenken."

[Beide Ab. Feiache ist inzwischen aufgenommen worden und trifft sich erneut mit den beiden Zauberern.]

Feiache: "Die Sache sieht so aus: Ich soll mich für die Agenten des Drachenreiters in einer gewissen Kämpferschule einschleusen, um dort für sie zu spionieren. Die Kämpferschule wird von Re-ek geleitet. Ich werde euch sagen, wie es dort gelaufen ist."

[Feiache Ab.]

Lins: "Irgendwie komme ich mir so vor, als sei ich ins Abseits gestellt worden, wie geht es dir?"

Temujin: "Geht mir ähnlich, aber in der Bücherei gibt es viel zu erfahren. Vor allem die Geschichte der Dämonenkriege und die prominenten Beteiligten werden so langsam klar."

Lins: "Ich sollte auch in die Bücherei gehen. Aber vorher gehe ich zum Friedhof und bringe eine private Sache in Erfahrung."

[Beim Friedhof erfährt Lins natürlich von den Geschehnissen, insbesondere vom Einbruch der jetzt flüchtigen Ausländer Kyra und Chem. Später treffen sich die drei Agenten der TLF wieder.]

Feiache: "Ich habe mich auch erfolgreich in die Kämpferschule integrieren können. Re-ek persönlich hält viel von mir. Ich glaube, morgen will er mir etwas Wichtiges sagen. Ich weiß inzwischen, daß es etwas mit Magie zu tun hat, denn soviel sagen die Anderen auch."

Lins: "Welche Anderen?"

Feiache: "Die Agenten des Drachenreiters."

Temujin: "Was sagen die Agenten denn sonst noch? Das einzige, was wir zu erfahren bekommen, kommt über dich und das ist nicht viel."

Feiache: "Auch ich weiß nicht viel mehr. Ich mache vorerst das, was man mir sagt."

Temujin: "Wenn das mal gut ausgeht!"

[Alle Ab.]


Gespräche, wie zwischen Lins und Temujin und einem Einwohner beschrieben, über das Alter der Bewohner dieses Landstriches fanden auch zwischen anderen SCs statt, ich habe eines hier exemplarisch aufgeführt. Die Agentengeschichte war viel verworrener, als sie hier dargestellt wurde. Es gab erschreckende Unterschiede zwischen dem, was Feiache dachte, was wahr sei und dem was wahr war und nocheinmal zwischen dem, was Feiache dachte und dem, was die beiden Magier dachten oder gesagt bekamen.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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