Stitaur


In einem kleinen Land in einem kleinen Fürstentum sitzen die Gefährten beisammen: in Falkenstein. Hier haben sie sich eingefunden und von hier werden sie wieder die Welt bereisen. Zur Zeit finden gerade die Trauerfeiern für den Bruder Kelfs statt. Die Nacht ist vom Mond hell erleuchtet und man redet über vergangene Zeiten.


Feiache: "Was ist nun mit dem Juwel, den ihr bei dem Riesen gefunden habt? Vielleicht paßt er in mein Schwert?"

Artax: "Schon die ganze Zeit versucht er, sämtliche Juwelen, die er in seine Hand kriegen kann, in seinen Knauf einzufügen. Es ist eine Manie."

Pireus: "Und jetzt willst du mein Juwel haben?"

Feiache: "Es ist nur ein Versuch."

[Es paßt.]

Pireus: "Was kriege ich von dir für dieses Juwel?"

Feiache: "Du kannst damit doch nichts anfangen. Gib es mir und vielleicht hilft es mir eines Tages, dein Leben zu retten."

Pireus: "Toll, warum gebe ich dir nicht gleich alle meine magischen Gegenstände?"

Artax: "Gute Idee. Was Sankt Feige nicht tragen kann, nehme ich."

Ganvir: "Wie wir alle wissen, hat Püreus tausende magische Gegenstände. Da bleibt für uns alle etwas übrig."

Pireus: "Der Juwel ist angeblich 3 Goldstücke auf dem freien Markt wert, das hat ein Juwelier gesagt. Er hat uns bestimmt einen zu niedrigen Preis genannt, um uns zu übervorteilen, also ist er etwa 6 wert. Dir speziell ist er bestimmt doppelt soviel wert, nämlich 12 Goldstücke."

Mu: "Mir ist er nicht soviel wert, also gib ihn mir für 5. Ich kann ihn dann Feiache für 7 geben und wir sind alle zufrieden."

Pireus: "Hör auf mit den Logeleien. 12 Goldstücke, Heiliger. Keins weniger."

Feiache: "Du bist wohl verrückt. Verkauf den Edelstein doch dem Juwelier! Meine Undankbarkeit wird dich ewig begleiten."

Pireus: "Nun sei nicht gleich eingeschnappt. Nimm ihn für drei, wie es der Juwelier empfiehlt. Sei froh, daß ich so freundlich mit dir bin. Die Bärenjagd habe ich noch nicht vergessen!"

[Handel geht vonstatten.]

Kelf: "Und ihr seid die ganze Strecke gekommen, ohne einem einzigen Holzfällertrupp in Oil zu begegnen?"

Artax: "Ja, es war bedenklich ruhig dort. Es hatte den Anschein als braue sich dort etwas zusammen. Aber im Shu-tan-land gab es die üblichen unfreundlichen Waldarbeiter."

[Später.]

Kelf: "Mein Vater hat mir gerade von den neuesten Nachrichten aus der Hauptstadt berichtet. Ein Eilbote hat sie ihm gebracht. Es sind fremde Menschen an der Küste von Oil eingefallen. Sie nennen sich die Mongolen. Vielleicht haben sie die Holzfäller vertrieben."

Pireus: "Wie bitte? Mongolen fallen auf Utanna ein, um die Holzfäller zu vertreiben? Ein Kampf bis auf die Zahnstocher scheint zu entbrennen!"

Artax: "Solange sie die Zahnstocher nicht alle verbrennen..."

Pad: "Natürlich sind sie nicht gekommen, um die Holzfäller zu vertreiben. Aber was wollen sie?"

Feiache: "Was auch immer, wir sollten uns rüsten und unsere Heimat verteidigen. Das ist unsere heilige Pflicht."

Ganvir: "Du hast vielleicht ein heilige Pflicht. Was aber interessieren uns denn die Mongolen? Wir sind hier doch nicht in Oil, sondern im Shu-tan-land."

Kelf: "Du hast gut reden, während meine Familie dich aushält. Es werden aber überall Soldaten rekrutiert, denn Oil kommt mit dem Ansturm möglicherweise nicht klar. Auf jeden Fall werden die Mongolen auch in unser Land vordringen wollen."

Pireus: "Wir können uns dort mal umsehen, vielleicht braucht man dort unsere fachmännische (hehe) Unterstützung. Die Trauerfeier für Krest ist abgeschlossen und unser lieber Kelf ist bestimmt wieder auf Ruhm aus."

Artax: "Du meinst wir sollten uns hinter die feindlichen Linien schleichen, um dort Verwirrung zu stiften."

Pireus: "Genau, Verwirren können wir am besten, vor allem uns selber."

[Später Kelf allein.]

Lakai: "Ein gewisser Tanarak möchte euch sprechen. Soll ich ihn vorlassen. Er sagt, es sei wichtig."

Kelf: "Selbstverständlich. Holt bitte auch meine Freunde herbei. Tanarak ist ein guter Bekannter von uns."

[Alle kommen zusammen.]

Tanarak: "Ich habe eine Aufgabe für euch, die alle bisherigen in den Schatten stellt. Ihr werdet die Chance haben, Utanna zu retten."

Pireus: "Woher diese Ehre?"

Tanarak: "Ihr habt die entsprechende Erfahrung und... "

Mu: "... seid entbehrlich, das kennen wir schon."

Tanarak: "Nein, so ist es nicht. Aber alle Anderen haben etwas zu tun. Ihr habt vielleicht schon gehört, daß Mongolen in Oil eingefallen sind?"

Ganvir: "Ja, haben wir, aber was hat das mit uns zu tun?"

Tanarak: "Ich werde euch die Geschichte unterwegs erzählen, denn wir haben keine Zeit zu verlieren. Folgt mir!"

Pad: "Toll, endlich wieder ein Abenteuer, fein!"

Artax: "Die Köchin benehme sich."

Pad: "Dann solltest du ihr das selber sagen und nicht ihrer Tochter. Aber was kann man von einem gescheiterten Dieb schon erwarten."

Kelf: "Das saß."

[Unterwegs.]

Tanarak: "Vor langer Zeit wurden die einzelnen Kontinente von mächtigen Zauberern beschützt."

Mu: "Moment mal, wohin laufen wir eigentlich?"

Tanarak: "Zur Höhle des Stitaurs."

Alle: "Was??"

Tanarak: "Ihr habt richtig gehört. Ich werde euch jetzt eine Kurzfassung der Geschichte geben. Stitaur wird euch alle verbleibenden Fragen beantworten. Um fortzufahren: das Böse verbreitete sich langsam und begann die Zauberer nach und nach zu besiegen. Manche wechselten die Seiten und manche wurden getötet. Völker wurden von der schwarzen Horde ausgerottet oder vertrieben. Die schwarze Horde ist der Inbegriff des Bösen. Es gelang einigen fähigen Leuten, Utanna von diesem Geschehen auf dem Rest der Welt abzukoppeln, doch was war der Preis? Die schwarze Horde rüstete auf und griff schließlich auch diesen Kontinenten an."

Kelf: "Sind das die Mongolen? Mit diesem Volk wird Oil doch fast alleine fertig. Utanna hat von ihnen nichts zu befürchten."

Tanarak: "Es sind nicht die Mongolen. Die Mongolen sind eines der vertriebenen Völker. Sie werden vor den schwarzen Horden getrieben, um eine Breche in den Verteidigungsgürtel um Utanna zu schlagen. Das ist ihnen gelungen. Wir müssen uns nun zum Kampf rüsten und dazu brauchen wir euch."

Pireus: "Wer ist "wir"? Und was passiert mit den Mongolen?"

Tanarak: "Wir: das sind meine Freunde und ich. Stitaur zählt dazu, ihr habt von ihm nichts zu befürchten. Die Mongolen stellen kein Problem dar. Im Gegenteil, sie werden auf unserer Seite kämpfen, wenn erst einmal das Sprachproblem beseitigt ist. Darum kümmern sich andere."

Feiache: "Die Kirche des Longus steht selbstverständlich auf der Seite Utannas."

Ganvir: "Was sollen wir für euch tun?"

Tanarak: "Ihr sollt drei Gegenstände aus drei verschiedenen Existenzebenen holen. Den Stab unbegrenzter Magie, das Juwel der Fokussierung und den Ring der Machtfülle."

Mu: "Das sind gewaltige Namen."

Tanarak: "Das sind auch gewaltige Gegenstände. Ich werde euch auf die anderen Ebenen schaffen und von dort an seid ihr auf euch gestellt. Ihr findet den Weg alleine zu Stitaur alleine? Bei Lilab müßt ihr noch eine Stunde nach Südwesten gehen, dann seid ihr bei Stitaurs Höhle. Ich gehe vor und bereite alles für eure Ebenenteleportation vor."

[Bei Stitaur. Gedicht wird vorgetragen.]

Pireus(leise): "Das hört sich ja grausam an. Ein Dichter ist dieser Drache bestimmt nicht."

Stitaur: "Das habe ich gehört! Hüstel, hüstel,... das ist ein Übersetzungsproblem. Das Gedicht ist in Drachensprache geschrieben und hört sich dort äußerst wohlklingend an."

Mu: "Wir verzichten auf das Original, den Tenor haben wir auch so herausgehört."

Stitaur: "Ihr seid also bereit? Dann stellt euch auf diesen Teleportationsfleck."

Pireus: "Moment! Was ist mit Tanarak. Erhalten wir Wegzehrung für die fremden Ebenen in Form von Nahrung und Zauberlisten?"

Stitaur: "Das müßt ihr mit Tanarak ausmachen. Ich bringe euch erst einmal zu ihm."

Ganvir: "Gibt es eine Belohnung? Schließlich müssen wir... "

Stitaur: "Die Belohnung ist dein Leben! Wenn die schwarze Horde kommt, gibt es kein Entrinnen. Vergiß deine Belohnung."

Artax: "Wenn wir Utanna retten, wird sich Utanna doch erkenntlich zeigen, oder?"

Stitaur: "Wohin ist die Welt gekommen, wenn auf der letzten Insel der Gerechtigkeit die freien Menschen für die Möglichkeit, ihr eigenes Leben und ihre Freiheit zu retten, Geld verlangen?"

Feiache: "Und es gibt doch noch freimütige Helden! Folgt mir!"

Artax: "Nicht schon wieder... "

[An einem anderen Ort.]

Tanarak: "Ihr seid also gekommen. Ich habe für euch einige Vorbereitung getroffen, da ihr euch möglicherweise lange fern von dieser Welt aufhalten werdet."

Artax: "An welchen Zeitraum hast du denn gedacht?"

Tanarak: "Etwa einen Monat, aber dieser Monat kann euch Erfahrungen geben, die andere nicht in hundert Jahren machen."

Pireus: "Dann zeige mal die Schätze her, die uns die Zeit verkürzen sollen."

[Eine ganze Menge Dinge.]

Artax: "Können wir das nach dem Abenteuer behalten?"

Tanarak: "Du bist dir anscheinend immer noch nicht über die Tragweite des Kommenden im Klaren. Diese Prüfung ein "Abenteuer" zu nennen, verniedlicht die Dinge unangemessen. Wenn ihr wollt, könnt ihr den Kram behalten. Lächerlich!"

Ganvir: "So langsam wird mir mulmig."

Tanarak: "Wir geben euch die beste Startposition, die wir können. Habt Vertrauen in euch selber."

Pad: "Los, los. Bringen wir es hinter uns. Teleportiere uns, Tanarak, ja?"

Tanarak: "Sind alle bereit?"

Alle: "Ja!"

Tanarak: "Ich wünsche euch viel Erfolg. Und mögen die Götter euch beschützen... "

[Alle Ab.]


Der Drache Stitaur ist eine komplizierte Person. Einerseits frißt er regelmäßig Jungfrauen aus den höchsten Adelskreisen, andererseits unterhält er sich freimütig mit Menschen, die ihn um Rat angehen. Alle Killer (meistens Abenteurergruppen), die gegen ihn angesetzt wurden, starben ausnahmslos eines unnatürlichen Todes.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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