Handel mit Kyra


Die Hügel steigen sanft an, um in flache Berge überzugehen. Es wird kälter, je höher man kommt. Die Gruppe, die hier durch den langsam fallenden Schnee stapft, hat nicht damit gerechnet, daß der Übergang zur Kälte so schnell sein könnte. In dem nächsten Dorf wird man sich wärmere Kleidung besorgen.


Irisi: "In der Nacht ist es nicht so schlimm. Zu der Zeit kann ich durch Zauberei die Umgebung erwärmen, wenn ihr wollt."

Kyra: "Was das taugt, haben wir gestern gesehen. Innerhalb kürzester Zeit lagen wir in einer Schlammpfütze."

Irisi: "So gut läßt sich dieser Zauber nicht regeln ..."

[Im nächsten Dorf ersteht man bessere Kleidung.]

Lins: "Trotzdem wäre es schön, wenn wir bald in Utiloh wären."

Irisi: "Aber die schöne Aussicht ... "

Chem: "Vorwärts!"

Shidalf: "Mir ist immer noch kalt!"

Lins: "Los, füllt ihn ab!"

[Um eine Kurve herum, begegnet man einer Gruppe von 50 Söldnern.]

Söldner: "Ich bin Geffen, der Anführer der Getreuen Geffens."

Irisi: "Sehr schön. Was führt euch hierher?"

Geffen: "Wir sind unterwegs Autfoß zu befreien!"

Chem: "Da seid ihr aber zu spät."

Geffen: "Dann nehmen wir es eben wieder ein!"

Irisi: "Ihr seid ein Mann der Tat, wie ich sehe. Wollt ihr nicht einige wertvolle Ausrüstungsgegenstände von uns kaufen? Sie sind kaum gebraucht und billig."

Geffen: "Kameraden, baut ein Zelt auf! Einverstanden, laßt die Ware sehen. Dann werden wir uns sicher einig."

[Die Getreuen Geffens bauen ein Zelt auf, in dem die Gefährten bewirtet werden. Nach langem Feilschen wird man handelseinig.]

Geffen: "Es ist schön, daß ihr uns diese Gegenstände zum Handel angeboten habt. Doch mir schwebt ein weiteres Geschäft vor."

[Geffen schaut auf Kyra, was nur Irisi mitbekommt.]

Irisi: "Herr Geffen, könnten wir etwas draußen besprechen? Dieser Handel wäre etwas delikat."

Alle: "Heh?"

[Irisi verläßt mit Geffen das Zelt und die anderen in Unwissen zurück.]

Irisi: "Wie stellt ihr euch das vor?"

Geffen: "Seit Tagen sind wir ohne weibliche Begleitung unterwegs. Eure Begleitung erscheint uns wie eine Prinzessin. Wollt ihr sie nicht verkaufen? Sie wird es gut bei uns haben und es soll euer Schaden nicht sein."

Irisi: "Welche Aufgaben wird sie bei euch haben, ich meine, ich muß darauf achten, daß sie nicht unter Wert gehandelt wird."

Geffen: "Sie braucht nur mir und meinen beiden engsten Vertrauten zur Verfügung zu stehen und nur wenn sie will. Und sie wird sicherlich wollen. Sie wird es gut haben. Sind 20 Goldlum ausreichend?"

Irisi: "Nein, niemals, 50 Goldlum müssen es sein. Schließlich kommt sie aus dem fernen Euridien."

[Ein bißchen Feilschen und der Handel wird besiegelt.]

Irisi: "Ich werde mit Kyra alleine sprechen müssen, schließlich kann ein solcher Gesellschaftswechsel zum Schock führen. Ich muß es ihr vorsichtig beibringen."

Geffen: "Selbstverständlich."

[Später ohne Geffen außerhalb des Zeltes.]

Irisi: "Kyra, ich habe ein verlockendes Angebot für dich. Diese vielen Männer hier, fällt dir etwas auf?"

Kyra: "Nein?"

Irisi: "Sie haben keine starke Frau, die sie führt! Sie sind orientierungslos in Novelien. Wenn du ihnen für eine Weile deine starke Hand leihst, wären sie glücklich, ich habe mit Geffen darüber gesprochen."

Kyra: "Sie brauchen also eine Frau, die durchgreift? Endlich Männer außerhalb Ohdums, die das einsehen."

Irisi: "ich dachte, du kämst aus Euridien? Sei's drum. Bist du einverstanden?"

Kyra: "Ich glaube schon, aber was ist mit euch?"

Irisi: "Wir haben doch Chem."

Chem: "Ich bin aber doch ein Mann!"

Irisi: "Aber ein Mönch - ist doch genauso gut!"

Kyra: "Das stimmt. Gut, aber einige Kleinigkeiten sind natürlich mit den Getreuen Geffens zu klären. Zum Beispiel mache ich nicht den Abwasch!"

[Letztes Treffen mit Geffen.]

Kyra: "Also eines ist klar, ich mache nicht den Abwasch!?"

Geffen: "Jaja!"

Kyra: "Und ich kriege ein privates Zelt!?"

Geffen: "Jaja, klar!"

Kyra: "Und in mein Zelt kommt niemand außer mir!?"

Geffen: "Nein nein, so war das nicht ausgemacht. Ich bezahle doch nicht soviel Gold, damit du hier Zicken machst! Komm jetzt, verkauft ist verkauft!"

Kyra: "Verkauft!?!?"

Irisi: "Nun ja, äh... "

[Kyra zieht die Waffe und attackiert Geffen. Ein Handgemenge setzt ein. Irisi, Lins und Chem können sich retten, während Kyra und Erbs zurückbleiben.]

Chem: "Du hast Kyra verkauft!? Du spinnst wohl!"

Irisi: "Das wäre alles kein Problem gewesen, wenn ihr nicht überreagiert hättet!"

Chem: "Überreagiert?"

Irisi: "Wir hätten sie später ohne viel Aufsehen herausholen können. Jetzt sind sie auf der Hut."

Chem: "Wie stellst du dir denn eine Befreiung bei 50 Mann vor?"

Irisi: "Wir werden jetzt einen ausgefeilten Plan brauchen."

[Alle lassen die grauen Zellen schmoren. Schließlich kommt man auf einen Plan. Chem wird mit Schminke entstellt, so daß sie wie eine pockige, eitrige Person aussieht, die kurz vor dem Sterben steht. Sie(Er) und Irisi, der ebenfalls verkleidet ist, kehren zu Geffen zurück.]

Irisi: "Aus dem Weg! Vorsicht!"

Geffen: "Was ist?"

Irisi: "Dies ist ein Opfer der biologischen Kriegsführung der Madradaner. Seid auf der Hut! Apropos, sind vor kurzem hier fünf Personen vorbeigekommen?"

Geffen: "Nein."

Irisi: "Falls sie euch noch begegnen sollten, seid auf der Hut. Sie haben die hochansteckende Krankheit in sich. Sie ist unheilbar. Ich habe ein Gegenmittel dabei, was rechtzeitig angewendet Hilfe bringen kann. Seid ihr absolut sicher, daß niemand von euch mit der Krankheit in Berührung gekommen ist?"

Geffen: "Ja!"

[Man verläßt Geffen und beobachtet eine Weile das Lager. Doch Kyra und Erbs werden nicht freigelassen, noch erscheinen ihre Leichen.]

Chem: "Siehste!"

[Man verfolgt Geffen bis zum nächsten Dorf. Dort wird Kyra der Wache übergeben, Erbs jedoch nicht. Als Geffen weiterzieht und man zur Wache geht, stellt man fest, daß Kyra im Coma liegt.]

Chem: "Was machen wir jetzt, du Oberschlauberger?"

Irisi: "Immer mit der Ruhe. Von hier ist es näher nach Utiloh als nach Autfoß. Also holen wir einen Heiler aus Utiloh. Schließlich haben wir noch einige Goldmünzen für Kyra bekommen."

Lins: "Wollen wir damit nichts besseres anfangen?"

Chem: (knurrt)

[Unterwegs nach Utiloh trifft man auf einige Dörfer, die geplündert und gebrandschatzt wurden. Man schreibt dies den Gefährten Geffens zu. Nach dem dritten Dorf trifft man eine Reisegesellschaft.]

Lins: "Oh, eine Reisegesellschaft in diesen unfreundlichen Tagen."

Reiseleiter: "Eine Reisegesellschaft würde ich das nicht nennen. Ich bin Schiobang, Inquestor von Novelien und jage Geffens Gefährten, die als Söldnertruppe unser Land unsicher machen. Wenn wir sie finden, werden sie gehängt."

Irisi: "Doch keine Reisegesellschaft. Aber wir wissen, daß Geffen nach Autfoß unterwegs ist. Er ist schon bis nach Obville gekommen."

Shiobang: "Vielen Dank, ihr könnt uns begleiten, wenn ihr wollt. Es ist eine Belohnung auf den Kopf Geffens ausgesetzt."

[Man begleitet Schiobang bis nach Obville, wo Kyra immer noch im Koma liegt und der freundliche Inquestor sie heilt. Andere wichtige Personen unterwegs litten an demselben Gift. Die Gruppe muß trotzdem etwas Geld bezahlen. Lins und Irisi alleine.]

Irisi: "Wollen wir nicht Geffen noch ausnehmen, ehe Schiobang alles bekommt?"

Lins: "Natürlich, aber wie?"

Irisi: "Wir sind Zauberer. Uns wird etwas einfallen. Wir wissen auch nicht, was mit Erbs passiert ist, so könnten wir es herausbekommen."

Lins: "Wir sind schneller als Schiobang, trotzdem müßten wir uns beeilen, wenn wir genug erbeuten wollen."

[Gesagt, getan. Mit Mut und Geschick stehlen sie Geffen einige Gegenstände. Erbs finden sie aber nicht. Später ist man wieder bei Chem und Kyra zurück. Man läßt Schiobang ziehen.]

Lins: "Lassen wir Schiobang allein das Kopfgeld einheimsen?"

Irisi: "Wir haben wichtigere Dinge zu tun. Zum Beispiel weiter den Regenbögen hinterherjagen. Der nächste befindet sich in einem Turm auf dem Weg nach Utiloh."

Kyra: "Woher weißt du das?"

Irisi: "Ich bin Seher und habe meine Quellen."

Kyra: "Von deinen Quellen habe ich genug! Welche Quelle hat dir den gesagt, ich sei zu verkaufen?"

Irisi: "Es ist ein gutes Geschäft geworden und schließlich bist du wieder gesund."

Kyra: "Rate mal, was mir wieder fehlt?"

Chem: "Die Robe der Lady White Krishna!?"

Kyra: "Genau!"

Irisi: "Und das alles nur wegen eurer Unbeherrschtheit."

Kyra: "Warte nur, bis ich dich verkaufe!"

Chem: "Wem willst du denn diesen Spinner verkaufen?"

[Unterwegs nach Utiloh findet man den Turm. Neben dem Turm auf dem Weg kommt Erbs der Gruppe entgegen.]

Lins: "Erbs!"

Erbs: "Lins!"

Irisi: "Wo warst du? Wie ist es dir ergangen?"

Erbs: "Ich sollte dem bösen Gott des Geffenpriesters geopfert werden. Ich dachte, mein letztes Stündlein hätte geschlagen. Aber der Priester war kein echter Priester. Statt mich zu seinem Gott zu bringen, hat er mich nach Utiloh teleportiert. Ich war ganz schön erstaunt, als der Himmel (oder die Hölle) aussah wie Utiloh."

Lins: "Ein Glück, daß du unter den Lebenden weilst, denn erst mit unseren komplementären Zaubern können wir erfolgsversprechend auf die Suche nach dem nächsten Glasbogen gehen."

[Der Turm steht unter Wasser und es macht viel Arbeit, ehe man den Glasbogen aus dem gefrorenen Wasser befreit. Es schneit die ganze Zeit und die Temperatur liegt unter Null. Der Turm ist oben offen.]

Lins: "Zwei Tage Knochenarbeit nur für einen Glasbogen! Blödsinn!"

[Alle Ab.]


Der Trick mit der "biologischen Kriegsführung" funktionierte nicht, weil wir einen unsichtbaren Spion hatten, der uns folgte. Die Gefährten Geffens sahen wir nie wieder.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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