Die Befreiung Barudals


Eine kleine Eckkneipe lockt seltsames Gesindel an, aber der Ohdumer fällt hier trotzdem auf wie ein bunter Hund. Er geht zum Wirt, dem er verstohlen die Münze zeigt. Daraufhin weist dieser ihn zum Tisch eines Einheimischen. Der Einheimische sitzt ungezwungen und hat ein Glas mit der hier üblichen trüben, alkoholischen Flüssigkeit vor sich.


Engibi: "Ihr seid Shiguro?"

Shiguro: "Ja."

Engibi: "Ihr seid ein Führer in diesen Landen?"

Shiguro: "Das ist nicht mein Beruf."

Engibi: "Ich suche einen Führer; dann bin ich wohl bei euch an der falschen Adresse. Auf Wiedersehen."

Shiguro: "Halt, so war das nicht gemeint. Ihr sucht keinen ordinären, oder?"

Engibi: "Ein offizieller Führer wäre in der Tat nicht mein Fall. Sonst wäre ich nicht hier."

Shiguro: "Deshalb sagte ich, mein Beruf ist das Führen nicht."

Engibi(leise): "Umständliches Volk"

Shiguro: "Wie bitte?"

Engibi: "Nichts. Könnt ihr oder könnt ihr mich nicht nach Norden in die Berge führen, wo die Schallbapriesterinnen wohnen."

Shiguro: "Das läßt sich machen."

Engibi: "Wieviel nehmt ihr für den Weg?"

Shiguro: "Ein Yin pro zurückgelegter Meile, 100 im Voraus."

Engibi: "Einverstanden."

[Am nächsten Morgen verläßt Engibi unter Shiguros Führung die Hafenstadt. Einige Meilen außerhalb gesellt sich Kayne hinzu.]

Shiguro: "Wer ist das?"

Engibi: "Ein Bekannter von mir."

Shiguro: "Habe ich sein Gesicht nicht auf den Plakaten in der Hafenstadt geshen?"

Engibi: "Kann sein."

Shiguro: "Für seine Führung habt ihr nicht bezahlt."

Engibi: "Das müßt ihr mit ihm ausmachen."

Kayne: "Ubssragyvpu trug'f onyq ybf."

Engibi: "Leider versteht er die gemeine Sprache nicht. Aber für einen geringen Betrag kann ich es euch übersetzen."

Shiguro: "Vielleicht macht ihr diesen Vorschlag eurem Gefährten."

Engibi(in ohdumisch): "Bezahlst du für die Führung nach Norden?"

Kayne(in ohdumisch): "Nein."

Engibi: "Leider will mein ohdumischer Gefährte nicht zahlen. Du wirst mich alleine führen müssen."

Shiguro: "Wir nennen dies in unseren Landen einen Kuhhandel. Doch wie wir auch in unseren Landen sagen, habt ihr die Rechnung ohne den Wirt gemacht."

[Shiguro kehrt um.]

Engibi: "Hey, Moment. Ihr habt einen Vertrag mit mir, daß ihr mich nach Norden zu den Bergen bringt. Bei eurer iridanischen Ehre!"

Shiguro: "Ich halte mich an den Vertrag. Ich bringe euch nach Norden."

Engibi: "Ihr geht aber nach Süden."

Shiguro: "Ich sagte nicht, daß ich euch auf dem kürzesten Weg dorthin brächte. Allerdings bezahlt ihr mich nach zurückgelegter Meile."

Engibi: "Das ist Betrug!"

[Man einigt sich, daß für Kayne noch einmal die Hälfte gezahlt wird. Einige Tagesreisen weiter im Norden.]

Shiguro: "Wollt ihr tatsächlich in die Stadt?"

Engibi: "Warum nicht?"

Shiguro: "Die Leute hier gefallen mir nicht. Wir schlagen unser Lager außerhalb aus."

[Engibi fliegt als Falke in die Stadt, wo er sich etwas unter die Leute mischt. Er fällt zwar auf, entdeckt aber im Rathaus ein Poster mit Shiguros Gesicht darauf. Später entgeht er einer Gesichtskontrolle und fliegt wieder aus der Stadt.]

Engibi: "Es gibt eine Möglichkeit, an Geld zu kommen."

Kayne: "So?"

Engibi: "Für einen gewissen Kopf gibt es 200 Yin, damit wären unsere Reisekosten deutlich reduziert."

Shiguro: "Ihr wart in der Stadt?"

Engibi: "Warum nicht? Nur weil ihr die Leute nicht mögt, gilt das doch nicht für mich. Jetzt weiß ich, warum ihr sie unsympathisch findet."

Shiguro: "Diese Poster haben die Kopfgeldjäger ausgeteilt. Die Tat fand im anderen Königreich statt. Außerdem bin ich unschuldig."

Kayne: "Dann klär das doch auf. Dabei verdienen wir noch Geld."

Shiguro: "Wenn ich im Kerker verschwinde, dann führt euch niemand nach Norden weiter."

Kayne: "Das machen wir auf dem Rückweg."

Shiguro: "Ich finde es interessant, wie schnell du die gemeine Sprache gelernt hast."

Kayne: "Ähh, ich muß wohl ein Naturtalent sein."

[Man läßt die Kopfgeldaffäre(n) ruhen und zieht weiter nach Norden und kommt in die Fußhügel des Gebirges. Gerüchte besagen, daß hier Räuber in einem gewissen Wald hausen sollen. Man umgeht diesen. Leider haben die Räuber ebenfalls von den Gerüchten gehört und sind auch umgezogen. Man begegnet einem Bettelmönch, der als Köder die Gruppenstärke und deren Reichtum sondiert. Er entscheidet, daß das Risiko den Lohn nicht rechtfertigt. Erst als man problemlos den Hinterhalt passiert, stellt man durch Spurenlesen fest, was gerade geschehen ist.]

Kayne: "Nette Räuber habt ihr hier."

Shiguro: "Ihr habt Eindruck auf sie genmacht."

Kayne: "Tja, Bakehträger sind allerorts bekannt und werden überall auf der Welt respektiert."

Shiguro: "Bouquet-träger?"

Kayne: "Lassen wir das."

[Man findet eine Höhle, die man nicht ununtersucht links liegen lassen kann (insbesondere, da sie rechts des Weges liegt). Darin findet man einigen Kleinkram, außerdem aber einen Untoten.]

Untoter: "... Tausenddreihundertzweiundvierzig bis Tausenddreihundertachtundsiebzig ... "

Engibi: "Was soll das bedeuten, Shiguro?"

Shiguro: "Keine Ahnung."

Untoter: "... Tausendvierhundertzweiundzwanzig bis Tausendvierhundertsiebenundsechzig ... "

[Man findet einige Bücher, die alte Kaiserregierungszeiten enthalten. Als man die Kaiser nennt, deren Regierungszeiten der Untote aufzählt, stellt der Untote gezielte Fragen. Erst nachdem drei hintereinander beantwortet sind, wird der Untote freundlich und enpuppt sich als Weiser, der seit tausend Jahren schon hier in diesem Dämmerzustand darauf wartet, daß ihn der Kaiser zu Rate zieht. Um sich die Zeit zu vertreiben, zitierte er die Kaiserzeiten der letzten tausend Jahre vor seiner Zeit. Er beschließt, die Gruppe zu begleiten, nachdem man ihm sagte, der momentane Kaiser brauche seine Hilfe und man sei die Botengruppe.]

Engibi: "Es gibt ein Problem. ich reagiere mit Krämpfen, wenn Untote bis auf hundert Meter an mich herankommen."

Kayne: "Das geht nicht nur dir so."

Weiser: "Dagegen gibt es ein Mittel. Nehmt diese Pillen einmal morgens, mittags und abends. Dann bekommt ihr keine Krämpfe mehr."

[Man tut dies und es wirkt. Es sind genug Pillen für zwei Wochen da. Später am Tag.]

Weiser: "Komisch. Sogar die Gesichter haben sich verändert, früher sahen alle aus wie du, Shiguro!"

Shiguro: "Tausend Jahre sind eine lange Zeit."

Weiser: "Wie verwerflich ist es doch, wie weit sich die Sprache verändert hat. Ich verstehe kein Wort, obwohl ich alle Dialekte der damaligen Zeit beherrschte."

Shiguro: "Oh ja, viel Verwerfliches ist geschehen, und bei vielem sollt ihr dem Kaiser helfen."

[Der Weise verrät den ehemaligen Aufenthaltsort der Schallbakleriker. Später verabschiedet er sich, denn er will doch lieber selber nach dem Kaiser suchen, die Ortskenntnisse der Gruppe seien erbärmlich.]

Shiguro: "Das hätte böse enden können."

Engibi: "Ach, wenn du nicht gewesen wärst."

Kayne: "Man sollte dich zum Ritter erschlagen, ähh, schlagen."

[Bei der alten Behausung der Schallbapriester findet man nur noch Ruinen. Aber alte Aufzeichnungen sprechen von einem Umzug in den letzten hundert Jahren. Man folgt den Angaben eines alten Buches und gelangt zu den Schallbapriesterinnen.]

Engibi: "Hallo, werte Priesterinnen."

Priesterin: "Welch seltsamer Weg führt euch hierher?"

Engibi: "Dalaeda, eine eures Ordens hat von euch berichtet."

Priesterin: "Welches Schicksal ereilte sie?"

Engibi: "Das Gewürm eines Dämons in Novelien tötete sie. Eure Ehre fordert, daß ihr diesen Dämon als Rache tötet."

Priesterin: "Nicht unserer Ehre, sondern eine Prophezeiung wird uns nach Novelien bringen."

Kayne(leise): "Das habe ich mir schwerer vorgestellt."

Engibi: "Welche Prophezeiung?"

Priesterin: "Alle noch lebenden Priesterinnen werden auf hoher See mit einem Schiff untergehen. Noch in diesem Jahr."

Engibi: "Und dann wollt ihr auf's Meer?"

Priesterin: "So lautet die Vorsehung. Wir müssen sie vollführen."

Engibi: "Aber man braucht sie doch nicht herauszufordern. Allerdings, mir ist es nur Recht."

Kayne: "Doch bedenkt, daß sich der Dämon nicht töten lassen will."

Priesterin: "Wir werden uns vorbereiten. Einen alten Gegenstand zur Verbannung haben wir noch aus alten Zeiten. Ihn werden wir seiner Bestimmung entgegen bringen."

Kayne: "Asgarot, der Dämon ist stark!"

Priesterin: "Wenn es die Vorsehung will, daß wir ihn verbannen, dann wird es geschehen."

Engibi: "Dann laßt uns gehen."

Priesterin: "Wir haben einen Dämon hier gefangen, den wir erst freilassen müssen. Alle Priesterinnen müssen schließlich mit euch kommen, um die Bestimmung zu erfüllen. Damit kann niemand mehr den Dämon hier bewachen."

Kayne: "Trotzdem braucht man ihn doch nicht freizulassen."

Engibi: "Wenn es die Vorhersehung aber so will ... "

Priesterin: "Genau!"

[Man packt. Die Priesterin, die den Konvent anführt, befreit den Dämon mit Namen Barudal. Danach geht es zurück nach Süden. Unterwegs trifft Kayne einen Rogett-träger, der ein Dorf tyrannisiert. In einem klassischen Duell zu High Noon, verprügeln sich die beiden. Mit ein bißchen Hilfe von Engibi bleibt Kayne der Sieger.]

Kayne: "Was heißt hier Hilfe, ich hätte den Sieg auch ohne Engibi errungen."

[Kayne wird dort zur Legende und bekommt ein Hemd geschenkt, daß er voll stolz trägt. Was auf dem Hemd steht, versteht er nicht. Die Schallbapriesterinnen sind irritiert, weil er mit einem klassischen Männlichkeitssymbol auf der Brust herumläuft. Die Sache klärt sich jedoch. Endlich kommt man wieder in die Hafenstadt, wo Engibi ein Schiff anheuert. Mit viel Geld, denn kein Kapitän will die dem Untergang geweihten Priester befördern. Auch Shiguro entschließt sich, mit nach Novelien zu reisen. Alle Ab.]


Iridaner legen Wert auf die Erfüllung und Achtung von Verträgen. In Rolemaster haben Untote eine Austrahlung, die zu rein technischen Schäden führt. Ich habe sie frei als Krämpfe interpretiert.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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