Der untote Vater


In Falkenstein war es ein harter Winter, wie er in letzter Zeit selten war. Die Pflanzen keimen gerade erst und nur die Schneeglöckchen haben ihre beste Zeit hinter sich. In diesem Jahr ist der Fürst von Falkenstein verstorben und sein Sohn Kado von Falkenstein hat seine Nachfolge angetreten. Doch einige unangenehme Nachrichten erwarten Kelf, den heimkehrenden Sohn.


Kelf: "Bruder! Es ist fünf Jahre her, seit wir uns das letzte Mal sahen. Was ist geschehen?"

Kado: "Für dich mögen bloß fünf Jahre vergangen sein. Hier sind fünfzehn Jahre harte Aufbauarbeit vergangen. Jetzt kehrst du heim. Fühle dich wie einst hier zu hause, doch beachte, daß ich jetzt der Fürst bin."

Kelf: "Wir sind gleichalte Brüder. Mit welchem Recht hast du die Nachfolge unseres Vaters angetreten?"

Kado: "Mit dem Recht desjenigen, der hier war, als das Land ihn brauchte! Du magst deine Kräfte auch gegen die schwarze Horde eingesetzt haben, aber du warst nicht hier."

Kelf: "Laß uns über andere Dinge sprechen. Wie geht es Mutter?"

Kado: "Mutter geht es von Tag zu Tag schlechter. Sie hing sehr an Vater. Und jetzt kommt noch diese Geschichte der Untoten hinzu. Ich habe es bisher vor ihr geheimgehalten, aber sie merkt, daß etwas nicht stimmt."

Kelf: "Erzähle mir genaueres."

Kado: "Seit ungefähr einem Monat sucht angeblich Vater in untoter Gestalt Starn heim. Innerhalb der Burg wurde er nie gesehen. Aber in der Stadt hat er schon vier Leute getötet. Unser Seher hat bestätigt, daß es sich um ein untotes Familienmitglied handelt. Die Bewohner verlangen Abhilfe."

Kelf: "Habt ihr schon in der Gruft nachgesehen?"

Kado: "Haben wir, aber der Körper liegt in seinem Sarg, wie wir ihn hinterlegt haben."

Pireus: "Gibt es noch andere Familienmitglieder, die in letzter Zeit verstorben sind?"

Kado: "Nein. Aber ich wäre euch dankbar, wenn ihr euch der Sache annehmen würdet. Die normalen Geschäfte eines Fürsten halten mich momentan sehr in Atem. Schließlich bin ich erst seit einem Monat in dieser Position."

Ganvir(leise): "Wenn er sich überfordert fühlt, kann doch Kelf... "

Feiache: "Wir sollten erst einmal mit dem Marshall und dem Sheriff sprechen. Sie sind für die Untersuchung des Falls verantwortlich."

[Beim Sheriff.]

Sheriff: "Fragen Sie die Hinterbliebenen der Opfer selber. Ich habe nichts aus ihnen herausbekommen, außer daß der angebliche Untote so aussah wie der ehemalige Fürst. An Spuren ist nicht zu denken, der Mörder, der im übrigen scharfe Krallen hat, hat keine hinterlassen."

[Bei dem Vater eines Opfers. Das Kind war 18 Jahre alt.]

Vater: "Wir haben nur das schrille Kreischen gehört, nicht wahr? Tja, und als ich dann nach oben ging, war mein Sohn tot. Die Miliz sollte mal etwas machen, nicht wahr? Also, ich meine, so geht es ja nicht weiter... "

Kelf: "Gibt es vielleicht sonst etwas zu berichten?"

Vater: "Na, wo sie mich so fragen. Es war viel Blut auf dem Boden, aber das hat ihnen schon der Sheriff gesagt, nicht wahr? Also, eigentlich hat der Vater von ihnen immer etwas gerufen. Ich habe schließlich noch einen Blick auf den Mörder meines Sohnes werfen können, nicht wahr? So kam es, daß ich auch seine Stimme hörte. Also, die Miliz... "

Kelf: "Was hat er denn gesagt?"

Vater: "Er verlangte erst Kelf, also euch, zu sehen. Als dies nicht geschah, hat er wohl meinen Sohn zerrissen, nicht wahr? Er sagte dann noch: "Das war nicht Kelf.", aber das ist doch klar. Meiner Meinung nach sollte die Miliz eine Patrouille organisieren."

[Auf der Burg von Falkenstein.]

Pireus: "So sind die Fakten. Was sollen wir tun? Wäre es möglich, daß der Seher des Fürsten versucht, magisch herauszubekommen, wer das nächste Opfer ist? Sie als Crystalmage könnten das veranlassen."

Koransk: "Das ist kein Problem. Allerdings müssen wir einen Tag warten, währenddessen der Untote angreifen kann."

[Einen Tag später.]

Koransk: "Eine schlechte Nachricht! Der Seher ist ermordet worden. Man fand dort dieselben Anzeichen, die man auch bei den anderen Morden fand. Leider konnten wir nichts von seinem Traum in Erfahrung bringen."

Kelf: "Das ist aber merkwürdig. Gerade an dem Tag, an dem wir versuchen, seine seherischen Fähigkeiten zu benutzen, wird der Seher getötet."

Feiache: "Dann muß wohl Mu träumen. Er kann das doch auch, oder?"

Mu: "Ich will aber den morgigen Tag noch erleben."

[Später beim Essen. Der Bibliothekar spricht mit Pireus.]

Bibliothekar: "Ich habe gestern vom Seher über seine Aufgabe erfahren. Ich fand die Idee so gut, daß ich mich auch daran machte, meine eigenen, bescheidenen Fähigkeiten einzusetzen. Wenn ihr mir glauben wollt, so wird als nächstes einer der Bäcker oder jemand aus ihren Familie getötet."

Pireus: "Das hilft uns sehr. Ich werde sie für eine Beförderung vorschlagen."

[Man hält die nächsten Tage Wache bei den Bäckern. Bei Bäcker A geschieht es dann nach einer Woche.]

Untoter(erscheint): "Wo ist Kelf?"

Mu: "Kelf ist beim anderen Bäcker in der Winkelgasse."

Untoter: "Wo ist Kelf?"

Mu: "Ich sagte doch, ... "

[Es beginnt ein Kampf. Feiache hält dem Untoten stand, während Mu Kelf telepathisch kontaktiert. Dieser eilt herbei.]

Feiache: "Wo bleibt eigentlich Kelf? Ich habe keine Lust, für den Bäcker zu sterben!"

Kelf: "Hier bin ich!"

Untoter(hält inne): "Kelf?"

Kelf: "Ich bin es!"

[Der Untote stöhnt auf und fällt zusammen. Nachdem man seine Leblosigkeit festgestellt hat, bringt man den Leichnam zur Burg. Dort wird er gereinigt und von den Priestern zur letzten Ruhe gebettet.]

Temujin(leise): "Wenn diese Priester von der Rückkehrkirche wären, dann hätte ich kein Vertrauen zu ihnen."

Kelf: "Alle Angestellten sind mir unbekannt, bis auf ein paar, die die lange Zeit überlebt haben."

Koransk: "Es erscheint jetzt im Nachhinein, als habe Kelfs Vater die Abwesenheit seinen letzten Sohnes nicht überwinden können. Im Unwissen, ob Kelf tot war oder lebte, konnte er nicht endgültig sterben. Das sagen jedenfalls die Priester."

[Nach der Zeremonie.]

Kado: "Kelf, unser aller Dank gebührt dir. Aber das Problem ist noch nicht ausgestanden. Denn während das Problem mit Vater hier in Starn uns in Atem hielt, wurde das Dorf in den Hügeln ebenfalls von Untoten heimgesucht. Zwar sind diese nicht so gefährlich wie Vater, aber dafür sind es mehr. Außerdem handelt es sich um die Verwandten der dort noch lebenden Bewohner, die deshalb nicht gern gegen die Untoten kämpfen."

Kelf: "Und wir sollen uns darum kümmern?"

Ganvir: "Was verdienen wir denn dabei?"

Kado: "Es wäre im Interesse der Allgemeinheit, wenn ihr euch darum kümmert, schließlich lebt ihr hier, ohne etwas zu bezahlen. Und das im wahrsten Sinne des Wortes fürstlich. Also arbeiten die Leute auch für euch."

Pireus: "Wir kümmern uns um die Untoten. Solche Kleinigkeiten erledigen wie im Handumdrehen. Wunder dauern etwas länger."

[Beim Dorf. Da dort zur Zeit keine Untoten sind, sucht man die Umgebung ab und findet schließlich eine Höhle, aus der es fürchterlich nach Verwesung stinkt. Man beobachtet die Untoten, wie sie Geröll aus der Höhle schaffen. Als sich nichts weiter tut, greift man an. Schnell stellt man fest, daß sich unter den normal arbeitenden Untoten einige Vorarbeiter befinden, die recht kräftig sind. Man findet einige Keramikscherben und flieht.]

Pad: "Auja, was steht auf den Scheiben drauf?"

Ganvir: "Nicht schon wieder solche Hieroglyphen!"

Pireus: "Doch, aber dazu müssen wir die Scherben erst passend zusammensetzen."

Mu: "Und dann?"

Pireus: "Es handelt sich um Zwergisch, aber wieder auch nicht. Das hat ein des Zwergischen Unkundiger in Zwergisch geschrieben."

[Nach einer Weile hat man die Keramik entziffert. Darauf ist von einem Hatho die Rede, der unterirdisch begraben liegen soll. Von Juwelen und Flüchen ist die Rede. Man wird nicht schlau daraus und bringt das Zeug zur Burg und fragt dort den Crystalmage, der aber auch nicht weiterhelfen kann. Temujin teleportiert sich nach Mara, um dort in der Magiergilde nachzufragen, die ihn auf Geschichtsbücher verweisen. In Mara ist aber nichts vorhanden. Unabhängig davon bekommt Feiache eine Idee.]

Feiache: "Wir sollten in den Geschichtsbüchern des Fürsten nachschauen, was diese zu Hatho sagen."

Pireus: "Eine gute Idee."

[In der Bücherei sind die wichtigen Seiten herausgerissen. Glücklicherweise lebt der Author der letzten Kapitel noch, den Feiache aufsucht.]

Feiache: Guten Tag, spreche ich mit Karin?"

Karin: "Hee?"

Feiache: "SEID IHR KARIN?"

Karin: "Ja ich bin Karin. Was gibt es?"

Feiache: "Könnt Ihr mir etwas über die Zeit der schwarzen Horde in Falkenstein berichten?"

Karin: "Hee?"

Feiache: "WAS GESCHAH IN FALKENSTEIN WÄHREND DER SCHWARZEN HORDE?"

Karin: "Tja, es gab viel Krieg, jaja... "

Feiache: "Und??"

Karin: "Wir haben gegen Orks gekämpft und dann alle besiegt. Wir haben sie alle geschlagen in der Schlacht an der Furt. Das waren Zeiten, jaja... "

Feiache: "SAGT EUCH DER NAME HATHO ETWAS?"

Karin: "Hatho war ein Zwerg aus der Goresh, der uns zu Hilfe kommen wollte, doch er verschwand in einer Höhle, so mußten wir alle Orks selber verjagen, jaja... "

Feiache: "WAS WOLLTE HATHO IN DER HÖHLE?"

Karin: "Weiß ich nicht, ich bin kein Zwerg, jaja... "

[Aus dem Alten ist nichts mehr herauszuholen. Inzwischen ist Temujin zurückgekehrt. Er hat sich unwissend in ein Jauchefaß teleportiert und damit einen großen Lacherfolg eingefahren.]

Temujin: "Wir sollten in den Geschichtsbüchern nachsehen, dort gibt es wahrscheinlich etwas über Hatho."

Kelf(naserümpfend): "Wir? Du solltest ein Bad nehmen, und den Anderen das überlassen. Feiache ist schon unterwegs, er hatte die gleiche Idee wie du."

[Feiache kehrt zurück.]

Feiache: "Wir sollten uns darum kümmern, wohin die Untoten graben. Morgen gehen wir eine Höhle suchen."

Ganvir: "Ohhh, ein richtiger "Dungeon" wie in alten Zeiten."

Pad: "Auja, mit "Tür auf, Monster tot, Schatz raus"?"

[Mu schlägt ein Kreuz. Alle Ab.]


Dieses Abenteuer war prinzipiell ein Detektivabenteuer, daß hier gerafft dargestellt wurde. Der Drahtzieher der Untotengeschichte wurde nicht gefunden. Um einen "Dungeon" aus den alten Zeiten zu sehen, schaue man sich nur eines der alten AD&D oder D&D Module an, am besten von Gary Gygax.


Copyright 1996 Michael Jung < miju@phantasia.org >
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