In Vilar gefangen


Fünf Gestalten sagen ein letztes Mal einer gefallenen Gefährtin Lebewohl und wenden dann ihre Schritte Vilar zu. Der einsamer Grabstein steht an der Kreuzung, an welcher sich der Pfad aus der Ta-Iga mit dem Küstenweg vereinigt. Der dunkle Forst hat so manches Menschenleben nicht mehr zurückgegeben.


[In Vilar.]

Artax: "Ich werde den nächsten Händlerzug nach Mara nehmen. In Vilar kann ich keine Erkundigungen einziehen. Aber das möchte ich, denn was ihr euch mit diesem Tanarak erlaubt habt, war ziemlich leichtsinnig. Vielleicht erfahre ich etwas von der Gegenseite. Kümmert ihr euch hier um diese Dinge. Wir werden uns schon wiederfinden."

Feiache: "Ich werde dich begleiten. Man kann nie wissen. Vielleicht brauchst du meine kämpferische Unterstützung.

Artax: "Wenn du meinst."

Kelf: "Wir sollten uns besser in Falkenstein treffen. In Mara sind wir vielleicht nicht erwünscht."

Artax: "Gut. Bis dann... "

[Artax, Feiache Ab. Bei Homgul.]

Homgul: "Das ist aber eine Freude, euch wiederzusehen. Ihr braucht Heilung, nehme ich an? Letztes Mal hattet ihr Pferde zum pfänden. Doch wie wollt ihr mich diesmal vertrösten?"

Pireus: "Wir haben einen Auftrag für Tanarak ausgeführt. Der hatte unsere Namen von dir. Damit bist du natürlich für unseren Schaden verantwortlich."

Homgul: "Tanarak? Er hatte gesagt, daß ihr kommen werdet, aber nicht in diesem Zustand."

Kelf: "Macht keine Scherze, Mann! Von sechsen, die für Tanarak auszogen, starben vier und nicht die schlechtesten!"

Pireus: "Das fasse ich jetzt als Beleidigung auf."

Homgul: "Legt euch hin. Ich kann euch für zwei Tage hierlassen, dann kommt reguläre Kundschaft. Tanarak wird bis dahin gekommen sein."

[Später. Pireus bei einem Juwelier.]

Pireus: "Wieviel würden Sie mir für diesen Stein geben?"

Juwelier: "Mal sehen... Ist das nicht ein Kabeb?"

Pireus: "Ja. Sind solche Steine bekannt?"

Juwelier: "Seltsame Dinger. Ich habe noch nie einen gesehen. Er ist 10 Goldstücke wert. Aber ich weiß, daß er viel magisches Potential enthält."

Pireus: "Inwiefern?"

Juwelier: "Das weiß niemand genau. Es handelt sich dabei um alte Legenden, von denen man nicht soviel halten sollte. Aber man kann die Steine gut erkennen. Sehen Sie diesen milchweißen Fleck. Ein faustgroßer Stein mit so einem Fleck kann nur ein Kabeb sein, oder eine Fälschung davon. Aber wer sollte so etwas fälschen wollen? Die Fälschung wäre mehr wert, als das Original, haha. Bei der Magiergilde wird man ihnen dasselbe sagen, denn die Magie, die in ihm steckt, ist ihnen auch fremd. Also: 10 Goldstücke."

Pireus: "Was die Magiergilde sagt, höre ich lieber selber."

[Bei der Magiergilde.]

Portier: "Es geht um diesen Juwel? Das ist ein Kabeb, nicht?"

Pireus: "Dann sind Sie als Portier aber überqualifiziert. Sie haben recht."

Portier: "Ich bin Lehrling von Suilarna und habe momentan Türdienst. Ich hole ihn. Sie müssen wissen, er kennt sich mit diesen Dingen gut aus. Warten Sie..."

[Suilarna tritt auf.]

Suilarna: "Guten Tag. Sie haben also einen Kabeb gefunden? Wo?"

Pireus: "In der Ta-Iga. Wieviel ist er wert?"

Suilarna: "Vor ein paar Tagen habe ich diesen Stein schon einmal gesehen. Er ist etwa 10 Goldstücke wert. Aber magische Fähigkeiten hat er keine. Ich kaufe ihn sofort, wenn Sie wollen."

Pireus: "Ich komme vielleicht auf ihr Angebot zurück, aber ich möchte noch andere Angebote hören. Auf Wiedersehen."

[Wieder bei Homgul. Homgul ist abwesend.]

Pireus: "Hinter dem Kabeb scheinen eine Menge Leute her zu sein. Zwar sagen alle, er sei ungefähr 10 Goldstücke wert, aber Suilarna von der Magiergilde hatte ein Glitzern in den Augen, daß selbst der dümmste Ork nicht übersehen könnte. Wir müssen Tanarak zur Rede stellen. Ich möchte wissen, was es mit dem Ding auf sich hat."

[Später.]

Tanarak: "Ihr seit später gekommen, als ich dachte. Homgul hat mir erzählt, welche Unanehmlichkeiten ihr hattet. Es tut mir leid. Doch Geschäft ist Geschäft. Hier sind eure Goldstücke. Gebt mir den Kabeb."

Pireus: "Moment. Was ist mit dem Stein los? Wir haben seltsame Geschichten gehört."

Tanarak: "Ich weiß, daß ihr den Stein habt schätzen lassen. Wir hatten eine Abmachung. Wenn ihr gedenkt, sie nicht einzuhalten, dann kann ich andere Mittel anwenden. Aber um eure Neugier zu befriedigen, werde ich euch etwas sagen. Was den Kabeb angeht, kann ich euch viel erzählen, aber würdet ihr es mir glauben? Er ist gewissermassen unbezahlbar. Wie schon gesagt, kommt er aus der Erde und muß dorthin zurück. Seine Magie kann er nur dort entfalten."

Pireus: "Dann nenn' uns jemanden, der uns deine Geschichte bestätigen könnte."

Tanarak: "Das ist ein Problem. Nur der Baron und ich wissen von dem Juwel. Niemand anderes kann etwas damit anfangen. Ich wage auch zu bezweifeln, daß der Baron etwas damit anfangen kann."

Kelf: "Ähem, das erklärt aber nicht..."

Tanarak: "Ruhe! Gebt mir den Juwel! Jetzt!"

Pireus: "In Anbetracht unseres Zustandes können wir nicht anders, als dieser Erpressung nachgeben. Aber wir werden uns beizeiten an diese Behandlung erinnern."

Tanarak: "Um euch zu zeigen, daß ich euch vertraue und daß mein Name etwas gilt, hört jetzt zu. Auf euch ist eine Belohnung vom Baron von Tannenhügel ausgesetzt... "

Kelf: "Na, Vielen Dank."

Tanarak: "... Attentäter bewachen alle Stadttore. Und einige sind in der Stadt unterwegs. Asach-San, der Sohn des Barons befindet sich unter ihnen. Mein Name wird euch einige Türen öffnen. Geht zu Suilarna, dem Chef der hiesigen Magiergilde. Er wird euch aus der Stadt schleusen. Ich habe keine Zeit im Moment, wir werden uns aber wiedersehen. Adieu."

Ganvir: "Da hast du einen schönen Auftrag übernommen, Cousin Püreus."

Pireus: "P-i-reus! Es gibt Leute, die lernen nie dazu."

[Nächster Tag.]

Homgul: "Ich zeige euch noch den Weg zur Magiergilde, wenn ihr dorthin wollt, aber ihr kann euch nicht hier behalten."

Kelf: "Besten Dank für dieses hilfsbereite Angebot, doch wir kennen den Weg dorthin bereits."

Pireus(leise): "Tun WIR das?"

Kelf(leise): "Wer wird denn so kleinlich sein?"

Homgul: "Dann wünsche ich euch alles Gute. Hoffentlich braucht ihr mich nicht mehr allzu oft. Mir geht nämlich die Kreide aus."

[Bei der Magiergilde.]

Pireus: "Wir hätten gerne mit Suilarna gesprochen. Es ist wichtig."

Portier: "Und wer, bitte schön, möchte das Gildenoberhaupt sprechen? Ich kenne euch nicht."

Pireus: "Gestern ging das doch noch."

Portier: "Gestern war gestern."

Pireus: "Sagt euch der Name Tanarak etwas?"

Portier: "Nein."

Kelf: "Ich bin Kelf von Falkenstein! Laßt mich ein, oder wagt ihr es einen Mann adligen Geblütes abzuweisen?"

Portier: "Ja."

[Ein alter Magier eilt die Treppe herunter.]

Magier: "Lem, kannst du mir mal ... Gibt es Probleme?"

Lem: "Ja. Meister Suilarna. Diese Herren wollen zu euch."

Pireus: "Ja genau. Ihnen sagt doch der Name Tanarak etwas?"

Suilarna: "Ihr? Oh, ich verstehe. Kommt herein, schnell. Lem, es ist alles okay. Das sind Freunde von mir."

Lem: "Ich konnte das ja nicht wissen. Sie hatten mir doch gestern gesagt..."

Suilarna: "Ist gut. Ich wußte auch nicht, wen ich gestern vor mir hatte."

[In Suilarnas Gemächern.]

Suilarna: "Morgen könnt ihr durch einen Geheimgang aus Mara verschwinden. Heute geht es noch nicht, denn ich muß vorher herausfinden, ob die Attentäter ihn kennen. Außerdem gibt noch andere Schwierigkeiten. Solange nehmt euch Zimmer in einem abgelegenen Gasthaus. Bis Morgen müßt ihr noch ausharren."

[Bei einem Gasthof.]

Pireus: "Die Situation sieht so aus: Es gibt nur noch Zweibettzimmer. Um nicht zuviel Aufsehen zu erregen, sollten wir das Angebot so annehmen. Ich kann alleine auf mich aufpassen, ich habe die entsprechenden Zauber. Kelf, du solltest zusammen mit meinem Cousin ein Zimmer nehmen, dann könnt ihr abwechselnd Wache halten."

Kelf: "Einverstanden. Ich halte die erste Nachtwache."

[Während Ganvirs Nachtwache, taucht ein Schatten in das Zimmer. Ganvir reagiert schnell, aber zu spät. Kelf wird ermordet. Der Attentäter wird verjagt.]

Ganvir: "Pireus, wir haben ein Problem, Kelf ist tot. Wir sollten Homgul wecken, vielleicht kann er uns helfen."

Pireus: "Die Wachen kommen schon. Laß uns hier verschwinden, ich habe keine Lust, mich auch noch mit der Wache von Vilar herumzuärgern."

[Bei Homgul.]

Homgul: "Ich kann die Wunden, die den Tod herbeiführten, beseitigen, aber die Seele kann ich nicht zurückrufen. Dazu benötigt ihr einen mächtigen Priester. Den Körper balsamiere ich ein, damit er nicht zerfällt. Habt ihr Hoffnung, daß jemand Kelfs Seele rufen kann?"

Ganvir: "In Falkenstein lebt der Vater Kelfs. Wenn er nicht in der Lage ist, einen Hohepriester zu besorgen, dann ist es sowieso egal. Schreib die Zauber auf Kelfs Rechnung."

Homgul: "Seufz, wenn du meinst. Aber macht, daß ihr aus Vilar verschwindet. Hier, nehmt diesen Sarg für Kelf."

[Am frühen Morgen bei der Magiergilde.]

Suilarna: "Es ist also ernst. Der Geheimgang ist sauber. Folgt mir. Ich kann euch unsichtbar machen, allerdings müßt ihr im Geheimgang selber wieder sichtbar werden. Auf der anderen Seite wartet ein Fuhrwerk auf euch."

[Später.]

Suilarna: "So, hier geht es 'rein. Ihr müßt an der steinernen Wand eine Geheimtür öffnen. Wie sie geöffnet wird, weiß ich nicht mehr. Es ist lange her, seit ich sie passierte. Außerhalb der Stadt, dort wo ihr herauskommt, wartet der Schlitten, der euch aus Wardhausen bringt. Ab Mara in Berbershausen und nach Robbenküste müßt ihr dann mit dem Treiber neues verhandeln. Viel Glück."

Pireus: "Irgendwie ist mir mulmig, wenn ich unter die Erde gehe. Das passiert mir immer, wenn ich den freien Himmel nicht mehr sehe."

[Alle Ab.]


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